Sonntag, 28. September 2014

Herbst-Jacken-Sewalong: Teil 1 Inspiration und Schnittmuster

Tollkühn habe ich mich in diesem Jahr entschieden: Ich will einen Mantel nähen. Ich bin vor allem freudig aufregeregt und habe ja auch ein Herz für größere, zeitaufwändige Projekte, bin aber auch ziemlich ängstlich. In meinem Kopf ist das Nähen eines Mantels immer noch ein großes Mysterium und irgendwie hatte ich immer die Vorstellung: Wenn man Mäntel nähen kann, hat man's geschafft. Dann kann man alles nähen. 
Falls das Projekt also gelingt, wird das mein Näh-Selbstbewusstsein tüchtig boosten.

Glücklicherweise kommt mir gerade jetzt das Herbst-Jacken-Sewalong auf den Blogs von Chrissy und Dreikah entgegen. Mit der Unterstützung der ganzen Nähblogger-Brigade halte ich das Projekt für schaffbar. Ärmel hochkrempeln, los gehts!

Diesen Sonntag werden bei Chrissy Inspirationen, Schnittmuster und Stoffe präsentiert.
Ich habe schon recht konkrete Vorstellungen vom Mantel. Obwohl ich ursprünglich einen Wintermantel nähen wollte, wird es nun wohl eher ein Übergangs- beziehungsweise ein Herbstmantel. 
Die finale Entscheidung, dieses Jahr einen Mantel nähen zu wollen, traf ich erst, als ich die aktuelle Ottobre in den Händen hielt. Daher stammt also auch mein Schnittmuster. Der Mantel ist nicht tailliert, was mir einerseits gut gefällt, weil lässig, aber ich habe ein bisschen Angst, dass das ganze zu sackig sitzen wird. Den Kragen würde ich gern abrunden, sodass er ein bisschen mehr wie ein Bubi-Kragen sitzt; das dürfte ja nicht so schwierig sein.Vielleicht will ich auch mehr Knöpfe.




Letzte Woche war ich dann auf dem Holland-Stoffmarkt in Potsdam, wo ich den Mantelstoff gekauft habe. Eigentlich wollte ich was einfarbiges, vielleicht mit Fischgrät-Muster, vielleicht rot oder grau, aber habe mich dann auf den ersten Blick in einen nicht so arg dicken (deswegen auch eher Herbstjacke), gepunkteten Stoff verliebt. Was man auf dem Bild nicht sieht: der dunkelgraue Untergrund hat eine cord-artige Struktur und die Punkte scheinen aus Samt zu sein. 
Wundervollen goldgelben Futterstoff hatte ich vor einer Weile mal auf Ebay ersteigert. Ich denke das wird eine schöne Überraschung im Inneren und ein netter Kontrast.




Vielleicht schneide ich diese Woche noch aus, aber wenn ich ehrlich bin, werde ich es wohl nicht schaffen. Nächste Woche habe ich Geburtstag und ich habe es mir in den Kopf gesetzt, mir quasi als Geschenk an mich selbst ein Kleid zu nähen, das bis jetzt nur ausgeschnitten ist. 

Trotzdem: Ich freu mich! Solltet ihr, liebe LeserInnen, schon Probleme anhand meiner Schnitt- und Stoffwahl voraussehen, dann äußert eure Bedenken bitte unbedingt! Ich bin dankbar.

Mittwoch, 24. September 2014

I know a girl from a lonely street, cold as ice cream but still as sweet. Dry your eyes sunday girl.

Gerade bin ich sehr froh, die Näherei in meinem Leben zu haben. Zwar kann ich mich nicht mehr so oft dazu aufraffen, aber es hilft mir irgendwie: das Gefühl, etwas zu schaffen, das vorher nur zweidimensional und in meinem Kopf existierte und das dann einen tatsächlichen Zweck erfüllt. 

Letztens las ich bei der Coletterie: "We are each our own little costume designers for our own lives." Und das gefiel mir sehr. Ich entscheide: Kein Kummer mehr. Her mit den fröhlichen Kleidern. 
Und dann habe ich endlich dieses Kleid zu Ende genäht.




Und ein vergnügtes Kleid ist es auch geworden.
Ich finde es toll, aber man wird schon manchmal angeschaut, besonders im schönen Brandenburg an der Havel, wo diese Fotos entstanden. Und ich weiß nicht so recht, ob es daran liegt, dass das Kleid so toll (ganz offensichtlich) oder vielleicht auch ein bisschen seltsam ist (duh). Freunden gegenüber bezeichne ich es gerne als mein Eisverkäuferinnenkleid, weil es mich so sehr an die Pastellfarben in der Eisdiele erinnert.


Die Grundlage für's Kleid ist der "Peony"-Schnitt von Colette. Den habe ich schon mal genäht und es ist dabei ein schönes rosafarbenes Kleid herausgekommen, das ich hier noch nicht gezeigt habe. 
Aber scheinbar habe ich in sämtlichen Colette-Schnitten das gleiche Problem: Zu viel Weite im Berech des Dekolletés. Das konnte ich hier glücklicherweise auf die gleiche Weise lösen wir beim Weihnachtskleid letztes Jahr, das auf Basis vom "Macaron" Schnittmuster entstand. Ich habe zwar, auch das ein übliches Problem bei Colette-Schnitten, Probleme die Arme zu heben, weil es dann an den Schultern arg spannt, aber das nehme ich in Kauf. Arme werden nicht mehr gehoben. 
Das vordere Oberteil habe ich dann nicht, wie in der Anleitung gefordert, im Stoffbruch zugeschnitten, sondern zweimal ausgeschnitten und in der Mitte die Nahtzugabe eingerechnet.



Woher ich den heiteren Stoff habe? Das Kleid war mal eine Tischdecke, gekauft in irgendeinem Secondhand-Laden, mit der Bestimmung, ein Kleid zu werden. Es ist eine schöne, weiche Qualität und ließ sich sehr gut verarbeiten. Die Tischdecke gab dann zwar recht wenig Stoff her, aber das ließ sich lösen, indem ich das Kleid einfach ein ganzes Stück kürzte, was ich jetzt auch eigentlich ganz passend finde. 

Als ich den Stoff sah, war mir sofort klar, was ich damit vor haben würde: Schon lange habe ich nach einem schönen, bunten Streifenstoff gesucht, der geeignet wäre für ein Kleid bei dem die Streifen auf Vorder- und Hinterteil schräg aufeinander treffen wie nun hier geschehen. Das war Arbeit und Friemelei und es gab viel Gefluche, hat aber auch Spaß gemacht und ich freue mich, dass es so funktioniert hat, wie ich mir das vorgestellt habe.

Mein Kleiderschrank sagt Herzlich Willkommen zum Gute-Laune-Kleid, für die Zeiten, wo gute Laune sehr fern erscheint.


Soundtrack: She and him - Sunday girl